Konjunkturbericht

Während der zurückliegenden vier Rezessionsquartale sank das Bruttoinlandsprodukt um fast 7 %. Getrieben durch geld- und konjunkturpolitischen Programme setzte aber schon im Frühjahr 2009 eine wirtschaftliche Erholung ein. Von einem „normalen“, selbsttragenden Aufschwung kann noch keine Rede sein.

Vielmehr ist zu befürchten, dass die konjunkturelle Dynamik im Verlauf des nächsten Jahres wieder nachlässt. Im Jahresdurchschnitt 2010 würde sich dann ein Wirtschaftswachstum von gut 1,5 % ergeben. Die Inflationsrate wird in Deutschland und im Euro-Raum mit rund 1 % beziehungsweise 1,25 % auch im nächsten Jahr sehr moderat ausfallen. Dennoch wird die Kaufkraft der privaten Haushalte durch den im Verglich zum laufenden Jahr etwas höheren Preisauftrieb leicht gedämpft. Für die Europäische Zentralbank (EZB) besteht wegen der günstigen Preisperspektiven kein akuter Zinserhöhungsdruck. Eine situationsgerechte Geldpolitik wird die umfangreichen Liquiditätshilfen der EZB für das Bankensystem zunächst ohne Erhöhung der Leitzinsen wieder „einsammeln“. Das wird die längerfristigen Inflationserwartungen niedrig halten.
Damit wird deutlich, dass die wirtschaftliche Erholung aktuell von Sonderfaktoren getragen wird, nämlich von den wirtschaftspolitischen Impulsen und den Nachholeffekten, insbesondere beim Lageraufbau. Von einem „normalen", geschweige denn einem selbst-tragenden, konjunkturellen Aufschwung kann noch keine Rede sein. Weiterhin ist zu befürchten, dass die Dynamik der Erholung im Verlauf des nächsten Jahres wieder nach-lassen wird. Wachstumsraten wie im dritten Quartal (saisonbereinigt + 0,7 % gegenüber dem Vorquartal) werden auf absehbare Zeit wohl den oberen Rand der Entwicklung markieren. Sie können bei der Prognose für 2010 jedenfalls nicht einfach fortgeschrieben werden. Dies unterstreichen auch die jüngsten Dämpfer bei den Industrieaufträgen und der Industrieproduktion im Oktober. Die Erholung ist also kein Selbstläufer und wird sich eher holprig und schleppend als dynamisch und gradlinig fortsetzen.
Bereits im vierten Quartal ist mit einer leichten Wachstumsverlangsamung auf eine Rate von etwa 0,5 % (saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal) zu rechnen. Im Jahresdurchschnitt 2009 würde sich dann ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von knapp 5 % ergeben. Die Konjunkturwende im Frühjahr 2009 sorgt allerdings dafür, dass die gesamt-wirtschaftliche Leistung am Jahresende über dem Durchschnitt des laufenden Jahres liegen wird. Die deutsche Wirtschaft startet daher mit einem „statistischen Überhang" von rund 0,9 % in das Jahr 2010. Das bedeutet: Selbst wenn das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr stagnierte, würde der Jahresdurchschnitt 2010 um 0,9 % über dem diesjährigen Durchschnitt liegen.
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